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Von: Ulrike Schmidt
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Nach seinem Tod wurde Joseph Vilsmaier auf dem Grünwalder Friedhof beigesetzt. Seine letzte Ruhestätte wählte er aus mindestens zwei Gründen aus. An seinem letzten Film wird weiter gearbeitet.
- Im Februar erlag Joseph Vilsmaier seinem Krebsleiden.
- Nun wurde der bekannte und beliebteRegisseur auf dem Grünwalder Friedhof beigesetzt.
- Seine drei Töchter treten auf der Erde in seine Fußstapfen.
München - So, jetzt hat der Sepp seine Ruhe gefunden - und zwar unter weiß-blauem Himmel, in großer Idylle: auf einer Lichtung im Grünwalder Friedhof, nicht allzu weit von seinem Zuhause in Harlaching und seiner Perathon Film bei der Bavaria entfernt. Was ihm am Herzen lag - und da war Joseph Vilsmaier († 81) ganz pragmatisch -, dass ihn seine drei Mädels, Janina (33, Filmhändlerin), Theresa (30, Gynäkologin) und Josefina (27, PR-Agentin), möglichst oft besuchen und dafür nicht lange nach einem Parkplatz suchen müssen - deshalb der Grünwalder Friedhof. Und in der Nähe der Tölzer Straße, wo man die Autos hört, die nach Straßlach rausfahren, weil beim Sepp musste sich immer was rühren; er mochte Straßen, die Menschen, eben das ganze pralle Leben.
Dass es nicht ewig währen würde, das wusste der Sepp natürlich, auch um seinen Krebs - darüber gesprochen aber hat er nur mit seinen Kindern. Die Liebe und der Tod kamen ja eh immer in seinen Filmen vor. Doch das schnelle Ende am 11. Februar hat dann doch alle überrascht. Denn eine Woche zuvor saß der Sepp noch im Schneideraum, um seinen Film „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ - mit Bully Herbig und Hannah Herzsprung in den Hauptrollen - fertigzustellen. Da war der Sepp noch voll im Leben, der Boandlkramer agierte nur auf der Leinwand. Doch saß er dem Vilsmaier schon im Nacken, nur noch sieben weitere Tage wollte er ihm gewähren. Doch auch dies nahm der Sepp so pragmatisch, wie es unumgänglich war: „Net woana, wir nehmen des sportlich; i hab ois g’habt!“
Joseph Vilsmaier beerdigt: Nun wieder mit Ehefrau Dana Vavrova vereint
Allein das Bild: auf dem Wagen vom Boandlkramer sportlich in den weiß-blauen Himmel, wo seine Frau Dana Vavrova († 41) gewartet hat. Von der hat er in letzter Zeit übrigens ziemlich oft gesprochen. Sie war sein Herzensmensch.
Dana hat in Prag ihr ewiges Platzerl gefunden, ihre Eltern leben dort und besuchen sie täglich. Doch für den Sepp hat es die Heimatscholle sein müssen, schließlich war Bayern immer auch das Thema seines Lebens - als Regisseur, Kameramann und Filmproduzent, auch als Mensch. Nirgendwo konnte es für ihn auf Dauer schöner sein als dahoam in München. Und die Arbeit, die war eh wie Urlaub. „Eigentlich hatte ich immer Urlaub. Mein ganzes wahnsinniges Leben war Urlaub“, sagte er der tz-Kolumnistin noch bei einer gemeinsamen Fahrt in seine niederbayerische Zweitheimat.
Joseph Vilsmaier beerdigt: Ein geerdeter und nahbarer Künstler ist von uns gegangen
Und sein ganzer Stolz waren seine drei Mädels, die er mehrmals täglich anrief: „Is alles okay?“ Der menschliche Kontakt war ihm das Wichtigste, Alleinsein nicht seine Sache. Der Sepp hat ja auch immer und überall irgendeinen gekannt; und jeder mochte ihn, weil er ein großer Künstler, aber doch so geerdet und nahbar war - ob die Bauersfamilien in Niederbayern, die Schwiegerleut in Tschechien, die Großen aus der Filmbranche oder der Ministerpräsident, jeder war ihm gleich wichtig.
Dort auf dem Waldfriedhof hat der Sepp übrigens auch eine sehr illustre Gesellschaft gefunden: Da ruht zum Beispiel der Alfred Walterspiel (1881–1960), der legendäre Hotelier des Vier Jahreszeiten in München; Staatsschauspieler Josef Sieber (1900–1962, Immenhof), Schauspielerin und Schriftstellerin Luise Ullrich (1905-1980) oder der Hendl-Jahn (1923–1998). Daraus allein ließe sich ein richtig gscheiter Film machen! Wirds ihm schon nicht langweilig werden, dem Sepp!
Verwaist steht nur sein sehr geliebter schwarzer Flügel im Wohnzimmer, daheim in Harlaching, auf dem der ausgebildete Pianist bis zuletzt spielte. Bei der Perathon-Film aber geht das Leben weiter: Seine drei Töchter übernehmen die Geschäftsführung und seine erste Frau Hanni (80) leitet wie immer das Büro. Zusammen mit dem Filmverleih Leonine und Michael „Bully“ Herbig muss ja Sepps letztes Werk „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ auf die Welt gebracht werden! Der Kinostart wird im Herbst sein.
Vor einigen Jahren sprachen Joseph Vilsmaier und seine jüngste Tochter Josefina im tz*-Interview über ihre Zusammenarbeit am Set und den familiären Zusammenhalt nach dem Tod der Ehefrau und Mutter.
Auf merkur.de* finden Sie unter dem Titel„Servus, Sepp“ einen Nachruf auf Vilsmaier.
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Ulrike Schmidt